Titelbild Pfarrei Heilig Geist

St. Lambertus Arfurt

Arfurt wird ebenso wie Villmar geschichtlich zum ersten Mal genannt in einer Urkunde Kaiser Heinrichs III. aus dem Jahre 1053. Demzufolge schenkte der Kaiser der Benediktinerabtei St. Eucharius (nachmals St. Matthias) in Trier den königlichen Hof Villmar nebst den umliegenden Ortschaften.

Eine Kapelle, die wohl nach 1053 am Hang an der Lahn, wo heute die große Mauer steht, erbaut wurde, wird bereits 1148 erwähnt.

Jahrhunderte lang besuchten die Arfurter abwechselnd den Gottesdienst in der eigenen Ortskapelle oder in der Mutterkirche zu Villmar. Das Kloster hatte zu diesem Zweck einen Fährdienst über die Lahn eingerichtet, der bis in die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts in Betrieb blieb.

So eng war die religiöse Verbindung Arfurts mit Villmar, dass ihr auch die Stürme der Reformation nichts anhaben konnten - Arfurt blieb dem katholischen Glauben treu.

Da der Kirchgang nach Villmar, besonders bei Hochwasser und Eistreiben sehr beschwerlich war, wurde der Wunsch der Arfurter nach einem eigenen Seelsorger immer dringender. Im Jahre 1715, am 6. Dezember, kam nach mancherlei Verhandlungen folgende Übereinkunft zwischen der Abtei und Gemeinde zustande: die Abtei stellt einen bestimmten Curatus (Seelsorger) für Arfurt, der die Sonn- und Feiertagsgottesdienste übernimmt. Seine Wohnung behält der Curatus in Villmar. Wenn er während der Woche den Gottesdienst versieht, und ebenso an Sonntagen, kommt er abends zuvor nach Arfurt. Bei Hochwasser und Eisgang soll er aber ganz in Arfurt wohnen. Die Gemeinde Arfurt stellt dem Curatus Wohnung und Verköstigung.

Der Gottesdienst bestand laut erzbischöflicher Verordnung im Hochamt, in dem abwechselnd gepredigt oder Christenlehre gehalten und lateinischer Choral gesungen wurde. Nach dem Mittagessen war Andacht. Über die alte Kapelle auf dem Fels an der Lahn wissen wir aus den Urkunden nur wenig. Die Kapelle war dem hl. Lambertus geweiht.

Unmittelbar neben der Kapelle lag der Friedhof. Bis zum Jahre 1855 diente er als Begräbnisort. Er war inzwischen viel zu klein geworden, so dass ein neuer, der jetzige, angelegt werden musste. Heute stehen auf der altehrwürdigen Stätte drunten auf der Felsterasse ein großes Marmorkreuz und 7 kleine Kreuze.

Die Kapelle wurde infolge ihres hohen Alters immer baufälliger. Von der Mutterpfarrei Villmar war wenig Hilfe zu erhoffen. Durch die sogenannte Säkularisation, d.h. Einziehung der Kirchengüter zugunsten weltlicher Fürsten im Jahre1803, wurde das St. Matthiasstift in Villmar aufgehoben. Seine Liegenschaften, auch in der Arfurter Gemarkung, gingen zum großen Teil in den Besitz des Fürsten von Wied-Runkel über. In Villmar verblieb als letzter Mönch und Pfarrer nur Pater Martinus Hewel. Durch einen Kaplan ließ er sich bis zu seinem Tod im Jahre 1832 die Seelsorge in Arfurt ausüben. Da die alte Kapelle einzustürzen drohte, ging man nun ernstlich an den Neubau einer Kirche auf der Höhe des Berges heran. Obwohl Arfurts wirtschaftliche Lage sich gebessert hatte, bereitete die Aufbringung des Baukapitals noch genug Schwierigkeiten. Pfr. Hewel, der sich um den Kirchbau sehr bemühte, erreichte durch eine Eingabe beim Herzog, dass dafür in den katholischen Gemeinden des Herzogtums eine Kollekte gehalten werden durfte.

Dem Unternehmer Damian Herr aus Camberg wurde die Ausführung des Neubaus übertragen. 1828 war dieser vollendet. Durch freie Fuhren, unentgeltliche Lieferung von Bauholz aus dem Gemeindewald und andere Leistungen hatten die Arfurter kräftig zur Fertigstellung der Kirche mitgeholfen. Von den Altären der Kapelle kam keiner in die neue Kirche, da man von Marienstatt einen wertvollen Barockaltar erhalten hatte, den jetzigen Hochaltar. Die Kapelle wurde 1833 niedergelegt. Wie sie ausgesehen hat, wissen wir nicht, da wir leider kein Bild von ihr besitzen. Das einzige Zierstück, das aus ihr in die neue Kirche mitgenommen wurde, war vermutlich die Statue des hl. Lambertus.

Am 20. September konsekrierte der erste Bischof der Diözese Limburg, Jakob Brand, das Gotteshaus. Man kann sich vorstellen, welche Freude über die Weihe der Kirche in der Gemeinde herrschte. Drei Jahre später wurde Arfurt selbständige Pfarrei.

Am 17.09.1832, also am Fest des Kirchenpatrons, unterzeichnete die Bischöfliche Behörde die Stiftungsurkunde der Pfarrei Arfurt.

  • Erster Pfarrer war Herr Joseph Wittelsburger (1832 - 65). Da noch kein Pfarrhaus vorhanden war, mußte er vom 6.10.1832 bis 11.11.1835 in der oberen Schulstube wohnen.
  • Pfarrer Joseph Müller (1865 - 80) hatte unter den Wirren des Kulturkampfes zu leiden.
  • Pfarrer Peter Warzelhan (1880 - 1900) ließ die Bühne in der Kirche nach vorn vergrößern und zwei kurze Seitenbühnen beseitigen.
  • Pfarrer Johahnn Molzberger (1900 - 1902) regte die Anschaffung einer neuen Orgel und Turmuhr an, und sammelte die ersten Gelder dafür.
  • Pfarrverwalter Anton Zengerle (1902 - 1904) führte die Sammlung weiter und ließ die Uhr anbringen.
  • Unter Pfarrverwalter Peter Weis (1904 - 1908) wurde die neue Orgel von der Fa. Klais in Bonn geliefert, und die Kirche durch Gisbert Hartmann, Limburg, gemalt. Er schaffte auch ein neues Geläute mit drei Glocken an.
  • Pfarrer Bernhard Kettel (1908 - 41) ließ die Pflasterung vor der Kirche vornehmen, und den Mittelgang und den Chor der Kirche mir Mosaikplatten belegen. Die Kirchengemeinde kaufte das Saalsche Haus mit Hof und Garten neben der Kirche, um dort zu gelegener Zeit ein neues Pfarrhaus zu bauen.

Am 15.4.1920 wurde hier eine Niederlassung der Pallottinerinnen eröffnet unter dem Namen "Schwesternhaus St. Michael". Die Ordensfrauen Gabriele, Blandine und Marianne zogen als erste Schwestern in das Klösterchen ein. Das Haus mit entsprechendem Grundbesitz war von Frau Anna Maria Dormagen, geb. Flach, der Kirchengemeinde testamentarisch vermacht worden.

Am 6.8.1922 feierte Herr Pater Dominicus Sauerland aus der Kongregation der Missionare von Marianhill in Arfurt sein Primiz.

1929 wurde Herr Lehrer Anton Schneider von Wisper nach Arfurt versetzt. Als eifriger Sportler rief er die DJK ins Leben und leitete sie, bis sie vom Nazi-Regime verboten wurde.

1930 begann man mit dem Bau des Kindergartens, der 1931 vollendet war.

Am 12.09.1941 starb Herr Pfarrer Kettel. 33 Jahre war er der Gemeinde ein frommer und eifriger Seelsorger gewesen.

Im April 1945 feierten wir das Silberjubiläum unserer Schwestern-Station. Wieviel Gutes hatten die Schwestern im Laufe dieser 25 Jahre in der Krankenpflege, im Kindergarten, im Nähzimmer, und in der Jugendbetreuung gewirkt.

1948 feierte Arfurt das Silberne Priesterjubiläum des Pfarrers. Es war ein Tag der Freude für Gemeinde und Pfarrer.

In das Jahr 1952 fällt die Neugründung des Kirchenchores, der vor dem Krieg seine Tätigkeit einstellen musste.

Das Marianische Jahr 1952 brachte uns ein besonderes Erlebnis. Das Gnadenbild von Beselich wurde durch die Gemeinden des Dekanats getragen, um jeweils einen Tag in der Pfarrkirche verehrt zu werden. Eine Gemeinde sollte es der anderen in feierlicher Prozession am Ortseingang überreichen. „Wie gern und oft waren die Arfurter seit langem den nicht unbeschwerlichen Weg nach Beselich gepilgert. Um so mehr freuten sie sich, das Gnadenbild bei sich zu sehen. Wir erhielten es von Villmar und und hatten uns auf sein Eintreffen vorbereitet. Als die Villmarer Prozession über den Berg kam, staunte sie über das Bild, das sich dem Auge bot: auf den Arfurter Bergterrassen, in den Fenstern der Häuser, auf der alten Mauer glühten Lampions in der Abenddämmerung. Wir standen in langgezogener Reihe an der Lahn mit brennenden Kerzen, deren Lichter sich in den Fluten widerspiegelten. Für die Überfahrt hatten wir einen mit Blumen geschmückten, weiß ausgeschlagenen Kahn an das andere Ufer geschickt; und als dieser sich mit der Statue unter Begleitung von Herrn Pfarrer Homm - Villmar - in Bewegung setzte, sangen beide Prozessionen das Bornhofer Wallfahrtslied "Geleite durch die Welle". Es war ein Augenblick, der alle bewegte. Das Lied hat sich seitdem in die Herzen gesungen und wird deshalb an hohen Marienfesten stets angestimmt.“

1963 feierte die Gemeinde das vierzigjährige Priesterjubiläum des Pfarrers, wobei der Kirchenchor die Rheinbergmesse in A-Dur sang. 1964 erlebte Arfurt die zweite Primiz des Jahrhunderts. Herr Pallottinerpater Johannes Dickopf zelebrierte am 26. Juli sein erstes hl. Messopfer.

(Auszüge aus der Chronik von Joseph Schmitt)

Die im letzten Jahrhundert aus Arfurt hervorgegangenen Priester:

  • Pfarrer Jakob Grimm
  • Pfarrer Jakob Rosbach
  • Kaplan Heinrich Bausch
  • Pfarrer Adam Brühl

An Ordensschwestern stammen aus Arfurt:

  • Schwester Caribona (Maria Rosbach)
  • Schwester Vedasta (Maria Löw)
  • Schwester Antonella (Matharina Dormagen)
  • Schwester Ancilla (Franziska Löw)
  • Schwester Venantia (Ottilie Löw)
  • Schwester Jakobita (Elisabeth Zell)