Auf Initiative der KAB Villmar wurde ein Arbeitskreis ins Leben gerufen, der das Ziel verfolgt, an alle Opfer und Verfolgten der NS-Gewaltherrschaft individuell vor ihren letzten selbstgewählten Wohnstätten in den Ortsteilen des Marktfleckens Villmar zu erinnern. In zwei gut besuchten Veranstaltungen wurde die Öffentlichkeit u. a. durch den Künstler Gunter Demnig selbst über das Projekt informiert. Die Verlegung der ersten 19 STOLPERSTEINE in Villmar und Weyer durch Gunter Demnig wird am 3. Februar 2020 erfolgen.
Nachdem die Gemeindevertretung des Marktfleckens Villmar am 14. Februar 2019 den Weg zur Verlegung von STOLPERSTEINEN im öffentlichen Raum öffnete, hat der von der KAB Villmar initiierte Arbeitskreis seine Arbeit aufgenommen. Ziel ist neben umfangreicher Recherche und Dokumentation der einzelnen Biographien die Information und Einbindung der Öffentlichkeit. Über die Aktivitäten des Arbeitskreises und seine Veranstaltungen hat die heimische Presse bereits mehrfach und ausführlich berichtet.
Auf der ersten Veranstaltung wurden am 16. Mai 2019 in der Unterkirche den Zuhörern die Modalitäten und Grundlagen erläutert und erste Adressen und Namen von Opfern, Verfolgten und Geflüchteten genannt. Die Recherchen sind die Grundlage für die Verlegung der Stolpersteine; hierzu haben der Arbeitskreis und der Wahlpflichtkurs „Erinnerungskultur“ der Johann-Christian- Senckenberg-Schule mit der Lehrerin Frau Faust schon umfangreiche Informationen zusammengetragen. Zeitzeugen der damaligen Ereignisse und Umstände sind eingeladen, ihre Erinnerungen und Informationen weiterzugeben und für die Nachwelt zu erhalten und können sich hierzu an die Mitglieder des Arbeitskreises wenden (siehe Infokasten).
Die zweite Veranstaltung fand am 7. August 2019 als Abendvortrag mit Gunter Demnig in der König-Konrad-Halle statt. „Man stolpert mit dem Kopf und man stolpert mit dem Herz“ – so beschreibt der Kölner Konzeptkünstler seine Projekte mit Schulen. Bereits 73.000 STOLPERSTEINE hat er schon verlegt. Die Liste der Opfer, denen Gunter Demnig einen Stolperstein widmet, hat sich im Laufe der vergangenen gut 25 Jahre stetig erweitert: Nicht nur Juden, Sinti und Roma, sondern als „lebensunwert“ erachtete Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen, die u. a. in der sogenannten Aktion „T4“ ermordet wurden, Zwangsarbeiter, Homosexuelle, politisch Verfolgte, Widerstandskämpfer, Deserteure, kurzum: alle Opfer und Verfolgte des Nazi-Regimes seien aus seiner Sicht würdig, einen Stolperstein zu erhalten – auch die Überlebenden, die sich durch Flucht dem staatlichen Terror entziehen konnten. Für die KAB führten Helmut Hübinger und Paul Arthen (Vorsitzender) durch diesen Vortrags- und Diskussionsabend. Und es zeigt sich: Kinder und Jugendliche lassen sich durchaus für diese Gedenk- und Mahnthematik gewinnen. Der zehnjährige Emil Klum hat auf dem Pfarrfest durch Verkauf von leckerer selbstgemachter Limonade das Geld für einen Stolperstein (120 Euro) zusammenbekommen. Die Spende wurde auf dem Vortragsabend offiziell übergeben.
Bisher sind gut 50 Mitbürger aus den Ortsteilen des heutigen Marktfleckens Villmar bekannt, die Opfer des Nationalsozialismus waren, indem sie verfolgt, verjagt oder getötet wurden. Sie sollen nicht vergessen werden. Am Nachmittag des 3. Februar 2020 sollen die ersten 19 STOLPERSTEINE an je zwei Standorten in Villmar und Weyer durch Gunter Demnig verlegt werden. In Villmar erinnern wir an die Familie Isaac Ackermann (Grabenstraße 3) und die Familie Salomon (Sally) Rosenthal (Peter-Paul-Str. 44).
Die STOLPERSTEINE werden durch Spenden finanziert (120 € pro Stein). Bisher wurden schon 25 Patenschaften übernommen, aber es werden noch weitere Paten für die Stolpersteine gesucht. Diese dürfen sich gerne an den Vorsitzenden der KAB Villmar, Paul Arthen wenden (Kontakt sieh Infokasten). Auch freuen wir uns über Zeitzeugen oder deren Nachfahren, die unsere Recherche durch ihr Wissen und ihre Erfahrungen unterstützen.
Informationen zum Projekt STOLPERSTEINE des Künstlers Gunter Demnig
Paul Arthen (Villmar), Vorsitzender der KAB (Initiator)
Gertrud Brendgen (Weyer), Ausschuss für Kultur, Sport und Soziales
Jutta Brahm (Villmar)
Corina Braun (Weyer)
Isabelle Faust (Runkel), Rektorin für die Sekundarstufe I, Johann-Christian-Senckenberg-Schule Runkel-Villmar
Dr. Bernold Feuerstein (Villmar), Ausschuss für Kultur, Sport und Soziales, Vorsitzender des Ortsausschusses für den Kirchort Villmar
Helmut Hübinger (Villmar), Initiator
Pfarrer Michael Vogt (Villmar), Pfarrgemeinde Hl. Geist Goldener Grund / Lahn
Willi Wünschmann (Villmar)
Der Arbeitskreis arbeitet eng mit dem Wahlpflichtkurs „Erinnerungskultur“ (Isabelle Faust) der Senckenberg-Schule zusammen.
Paul Arthen
Grabenstr. 35
65606 Villmar
Tel.: 06482-1759
E-Mail: paularthen(at)t-online.de
KAB Diözesanverband Limburg e. V.
IBAN DE45 3706 0193 4000 6190 06
BIC BIC GENODED1PAX (Pax-Bank Köln)
Kennwort (bitte unbedingt angeben!): STOLPERSTEINE