Titelbild Pfarrei Heilig Geist

Geschichte der KAB Villmar

Gründung

Die Gründung des Arbeitervereins Villmar erfolgte am 9. März 1946. Diese Gründung hatte eine Vorgeschichte, ohne die sie vermutlich nicht zustandegekommen wäre. In Villmar wurde in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen eine sehr lebendige Jugendarbeit betrieben. Geprägt war sie von dem katholischen Jungmännerverein mit seinen Untergliederungen. Die erfolgreiche Jugendarbeit und die Verfolgung des Jungmännervereins durch die Nationalsozialisten ist von Nikolaus Homm, Kaplan in Villmar von 1933 - 1936 und Villmarer Pfarrer von 1952 - 1976, in seiner Broschüre „Die katholische Mannesjugend Villmar in der Abwehr des Nationalsozialismus 1933 – 1936“ beschrieben. Ebenso hat Armin M.Kuhnigk in der Chronik „Villmar - Geschichte und Gestalt- die Jugendarbeit des Jungmännervereins und dessen Verbot im Jahre 1937“ dargestellt. Zu Recht hat Kuhnigk besonders das Wirken des späteren Villmarer Pfarrers Nikolaus Homm und des späteren Diözesanjugendseelsorgers und Bundespräses des Bundes der Katholischen Jugend in Deutschland (BDKJ), Prälat Willy Bokler, in dieser Zeit gewürdigt. In dem Bemühen, das christliche Gedankengut, das im ehemaligen Jungmännerverein erarbeitet worden war, in der neuen Zeit zu verwirklichen, trafen sich 1946 aus dem Krieg und der Gefangenschaft zurückgekehrte junge Männer der Pfarrgemeinde, um eine geeignete Basis für ihre Idee zu finden, christliche Wertvorstellungen in der Welt, besonders in der Arbeitswelt, zu verwirklichen. Aus der katholischen Mannesjugend hervorgegangen, versuchten sie, eine kirchlich organisierte Erwachsenenorganisation ins Leben zu rufen. Bei einer Besprechung im Oktober 1946 einigte man sich auf die Gründung eines katholischen Arbeitervereins.  So wurde am 9. November 1946 der katholische Arbeiterverein KAB „St. Matthias“ Villmar gegründet.

Entwicklung

Im März 1947 wurde in einer Versammlung in Anwesenheit von Diözesanpräses Wohlrabe der Anschluss an den Verband der KAB Westdeutschlands in Köln beschlossen. Wohlrabe war damals noch aus seiner Zeit als Kaplan in Villmar und besonders durch die Inszenierung der Tell-Festspielein der hinteren Struth (Tellswiese) bekannt. Zum ersten Vorstand wurden gewählt:Hermann Flach, VorsitzenderJohann Heun, SchriftführerJosef Witterhold (Obmann ) KassiererAlfred Dill, BeisitzerIn der für jetzige Verhältnisse unvorstellbar großen Notzeit nach dem Kriege, der katastrophalen Niederlage des Deutschen Reiches, der Heimsuchung vieler Familien durch den Tod von Angehörigen haben die Männer damals Mut in die Zukunft aufgebracht, und haben richtig gehandelt. Sie haben Wege zur Solidarität aufgezeigt und sind für Frieden und soziale Gerechtigkeit eingetreten. Dabei war die Gründung eines katholischen Arbeitervereins als kirchliche Erwachsenenorganisation in der damals noch weitgehend landwirtschaftlich geprägten Gemeinde nicht unumstritten. Dennoch waren unter den Mitgliedern alle Stände vertreten. Die KAB stellte sich die Aufgabe, ihre Mitglieder im christlichen, kulturellen,sozialpolitischen und arbeitsrechtlichen Bereich weiterzubilden. Dazu fanden Seminare, Vortragsveranstaltungen und Bildungsabende mit sachkundigen Referenten statt, außerdem Bildungswochenenden in Königshofen, Naurod, Günne und Rahrbach. Auch Theaterveranstaltungen standen jährlichauf dem Plan. Sie wurden in der Tradition des Jungmännervereins in der Regel am Dreikönigstag mit Erfolg im Saalbau Durrer durchgeführt. Man hielt sich an die vor dem Kriege übliche Regel, nach der im jährlichen Rhythmus Turnverein, Sportverein, MGV Teutonia und Jungmännerverein ihre Theaterabende in der Weihnachtszeit abhielten und den kirchlichen Vereinen der Dreikönigstag vorbehalten war. Nach Errichtung des Kirchenanbaus wurden am Dreikönigstag in der Unterkirche Pfarrfamilienabende ausgerichtet, die Theaterveranstaltungen wurden mit der Zeit aufgegeben. Die Bildungsarbeit beschränkte sich nicht nur auf die mit der Arbeitswelt unmittelbar zusammenhängenden Fragen aus dem Arbeitsrecht, der Kranken-, Renten-, Arbeitslosenversicherung. Im Rahmen der katholischen Erwachsenenbildung wurden in Seminaren auch aktuelle Themen wie z. B. „Energiebedarf und Energiequellen der Zukunft“, „Chancen und Risiken der Atomenergie“, „Verantwortung der Christen für die kommende Entwicklung“, „Einigung Europas und Gemeinsamer Markt“ ebenso behandelt wie Fragen aus dem kirchlichen Bereich. Aktionen des Bundesverbandes der KAB zu deren Forderungen im kirchlichen und politischen Bereich wurden aktiv unterstützt, so z. B. „Sonntag muß Sonntag bleiben“, „Kindererziehungsgeld für Mütter“, „Familiengerechte Sozialpolitik“.

Ein großes Erlebnis war der Papstbesuch von Johannes Paul II. in Mainz  1980, wo eine Gruppe von ca. 50 Personen am Papstgottesdienst auf dem Flugplatz Mainz-Finthen teilnahm. Die Strapazen waren groß bei kaltem regnerischen Novemberwetter, überall Schlamm, man hatte nasse Füße. Aber man war mitgerissen von der begeisterten großen Gottesdienstgemeinschaft und der Ausstrahlung der Persönlichkeit des Papstes. Ebenso unvergessen blieb 36 Teilnehmern der KAB Villmar ihre Wallfahrt nach Rom anlässlich des hundertsten Jahrestages der für die Katholische Soziallehre so bedeutenden Enzyklika „Rerum novarum“ von 1891.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs führte eine 8-tägige Vereinsfahrt nach Frauenstein im Erzgebirge mit Ausflügen nach Dresden, Meißen, Elbsandsteingebirge und Prag.

Seit 1974 wurde das in der Pfarrei bestehende Altenseminar von der KAB betreut. So wurden in monatlicher Folge durch die Alten- und Rentnergemeinschaft im Winter Vortragsreihen mit interessanten Themen veranstaltet und im Sommer Halbtagsausflüge für die älteren Mitglieder der Gemeinde organisiert.

Auch das gesellige Vereinswesen wurde gepflegt. Während früher Vereinsbälle abgehalten wurden, führten später Vereinsausflüge meist zu geschichtlich bedeutsamen Reisezielen. Winterwanderungen und Grillnachmittage im Sommer gehörten zum festen Jahresprogramm, ebenso natürlich besinnliche Adventsgottesdienste und -feiern. Die vom Familienferienwerk der KAB in Köln organisierten Erholungsreisen wurden seit 1985 von der KAB Villmar angeboten und von den Mitgliedern und Freunden der KAB gern angenommen. Das 25-jährige, das 40-jährige und das 50-jährige Bestehen wurden feierlich mit Festgottesdiensten begangen. Bei den Jubiläumsfeierlichkeiten wirkten die örtlichen Vereine mit. Die Resonanz auf diese Veranstaltungen zeigte:

Die KAB hat ihren festen Platz in Kirche und Gemeinde.

Zusammen mit anderen kirchlichen Vereinen richtete die KAB im Wechsel mit anderen Ortsvereinen 1973, 1979, 1984 und 1989 die Kirmes aus. Das brachte dem Verein Einnahmen, aus denen Spenden für die Mission und das Weltnotwerk der KAB, Hilfsprogramme der KAB in den neuen Bundesländern und auch für Einrichtungen der Kirchengemeinde, sowie für die Aktion „DKMS LEBEN SPENDEN“ aufgebracht wurden. Pater Karl Brahm und Pfarrer Thomas Schmidt konnten Spenden für ihre kirchliche Arbeit in Südafrika und Brasilien übergeben werden. 23 Jahre hat die KAB Villmar Altpapiersammlungen durchgeführt und den Erlös von ca. 66.000 DM an Pater Baier für Zwecke der Mission in Argentinien überwiesen.

Der Verein heute

Den Vorsitz des Vereins führt seit 2010 Paul Arthen. Seit seiner Amtsübernahme konnten über 70 neue Mitglieder geworben werden. Aktuell hat der Verein 150 Mitglieder. Seine Vorgänger waren Hermann Flach, Heinrich Bokler, Karl Roßbach, Josef Witterhold (Obmann), Heinrich Plum, wieder Josef Witterhold, Josef Laux, Hans Handschuh und Werner Laux. Die KAB „St. Matthias“ Villmar blickt zurück auf eine erfolgreiche Vereinsarbeit. Sie will auch künftig eingebunden bleiben im Verbund der kirchlichen und weltlichen Vereine der Gemeinde zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger dieser Gemeinde. Als Gliederung des Bundesverbandes und der weltweiten Organisation der Katholischen Arbeitnehmerbewegung wird sie aber auch in der vor uns liegenden Zeit der Europäisierung und Globalisierung ihren sozialen Auftrag nicht vergessen, zur Verwirklichung der von der Kirche geprägten Katholischen Soziallehre beizutragen, um so Stimme der Arbeitnehmer in der Kirche und Stimme der Kirche in der Welt der Arbeit zu sein. Angesichts der globalen Veränderungen in der Arbeitswelt uns Schöpfung ist dies mehr denn je gefordert. Wir setzen uns deshalb überall für soziale Gerechtigkeit und Frieden ein. Aktuell haben wir in Villmar das Projekt Stolpersteine auf den Weg gebracht und sind am recherchieren. Die ersten Steine werden am 03.02.2020 verlegt.